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Die Liga

Das kennt der Eishockey-Fan kaum: Im Vergleich zur Vorsaison gab es so gut wie keine Änderung. Das Teil­nehmerfeld der Oberliga Ost blieb gleich. Kein Zu­wachs kam von unten – der ESC 07 als Sach­senmeister verzichtete – oder oben. Kein Aufsteiger oder Aussteiger verließ die Liga. Nicht einmal eine Plei­te mit Neubeginn war zu verzeichnen, nachdem der Lokalrivale aus Charlottenburg sein Sommertheater mit einem dubiosen Übergangspräsidenten einigerma­ßen heil überstanden hatte.

In der Favoritenrolle sahen alle neun Trainer die Saale Bulls Halle, auch wenn eine Wiederholung von 31 Siegen in 32 Spielen nicht erwartet wurde. Das Rennen um Platz zwei erschien völlig offen. Auch FASS wurden Außenseiterchancen auf das Erreichen der Endrunde eingeräumt.

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Der Kader

In der Mannschaft von Headcoach Chris Lee gab es Be­wegung. Mit Lucien Aicher, Tim Harloff, Daniel Kuch und Jörn Kugler beendeten vier langjährige Leistungs­träger ihre Karriere in der ersten Mannschaft. Aller­dings war nur Kapitän Lucien Aicher in der Vorsaison Stammspieler des Oberliga-Teams; die sportliche Schwächung war also überschaubar. Daneben hatten mit Goalie Sebastian Albrecht (Eispi­raten Crimmitschau), Jan Schmidt (Rostocker EC), Chri­stian-Alexander Leers und Patrick Neugebauer (beide ECC Preussen) vier Stammkräfte die Akademiker ver­lassen.

Geblieben waren fünf Top-Talente, die gleichzeitig im Kader von DEL-Teams standen: Jimmy Hertel (Ham­burg Freezers), Henry Haase, Vincent Schlenker, Tho­mas Supis und Roman Veber (alle Eisbären). Das Eis­bären-Management wollte die Spieler lieber vor Ort in Berlin sehen als bei sächsischen Zweitligisten, zumal mit der II. Bundesliga für 2011/12 keine Förderlizenz­regelung bestand.

In den FASS-Kader rückten weitere Eisbären-Talente aus der DNL auf, die schon in der Vorsaison sporadisch dabei waren, darunter Jugend-Nationalspieler Maximi­lian Faber. Und auch Jugend-Nationalkeeper Marvin Cüpper, der aus Krefeld zu den Eisbären Juniors wech­selte, sollte regelmäßig den Kasten der Akademiker hüten. Da fiel kaum ins Gewicht, dass nur drei echte Neuzu­gänge den Weg in den Wedding fanden: Vom ECC Preussen kamen Rick Giermann, Christopher Scholz und Nachwuchsspieler Phillip Golz.

„Junge, unerfahrene Abwehr kann Achillesferse wer­den“, urteilte die Eishockey News in ihrer Vorbericht­erstattung. Auch Headcoach Chris Lee sah die fehlen­de Erfahrung als Herausforderung: „Wir haben eine viel jüngere Mannschaft als letztes Jahr und es wird ein Prozess für das Team sein. In der oberen Hälfte würden wir gern mitspielen, also um Platz vier etwa.“

Hauptrunde

Ein Paukenschlag gleich am ersten Spieltag markierte den Auftakt für eine stimmungsvolle und erfolgreiche Spielzeit: Die Saale Bulls Halle, der unumstrittene Titel­favorit, wurde in eigener Halle vor (inoffiziell) 4.000 Fans bezwungen! Tore von Fabio Patrzek (2), Rick Giermann und Henry Haase brachten F.A.S.S. mit 4:0 in Führung. Christian Krüger hielt seinen Kasten bis zu seinem verletzungsbedingten Aus sauber, und auch Jimmy Hertel musste nur zweimal hinter sich greifen. Die letzte Minute überstand das Team sogar in dop­pelter Unterzahl, dann stand die Sensation fest.

Beim ersten Derby konnten die 702 Zuschauer am 14. Oktober 2011 einer Eh­rung beiwohnen: Das Trikot von Lucien Aicher wurde unter das Hallendach des Erika-Heß-Eisstadions gezo­gen, die Rückennummer 19 fortan nicht mehr verge­ben. Als erster FASS-Spieler wurde „Schippe“ auf diese Weise für seine große Karriere geehrt. Sogar die Gästefans applaudierten fair. Das Spiel ging mit 4:1 an die Akademiker.

In den folgenden Wochen setzte sich das Team von Trainer Chris Lee an der Tabellenspitze fest, wobei spektakuläre Erfolge wie das 13:6 gegen die Black Dragons Erfurt, aber auch zahlreiche Comeback-Siege wie das 5:4 nach Verlängerung (nach 1:4-Rückstand im letzten Drittel) gegen den EHV Schönheide 09 gefeiert wurden. Als Anfang Dezember eine ersatzgeschwächte FASS-Mannschaft ein Wochenende mit Auswärtsspielen in Erfurt und Niesky mit zwei Overtime-Siegen abschließen konnte, rieb sich die Konkurrenz verwundert die Augen: FASS stand nach 15 Spielen auf Rang eins – ein riesiger Erfolg, den die junge Mannschaft nicht nur mit lauf­intensivem und temporeichem Eishockey, sondern vor allem mit beispielhafter Moral erarbeitet hatte.

Nach Weihnachten fieberte die F.A.S.S.-Fangemeinde dem 30. Dezember entgegen. Es stand das dritte Der­by gegen den ECC Preussen an, diesmal befeuert durch eine Marketing-Kampagne unter dem Titel „Macht das Fass voll!“, an der sich Kooperationspart­ner Eisbären Berlin engagiert beteiligte.

Und tatsächlich bildeten 1.470 Zuschauer auf den prall gefüllten Rängen des Erika-Heß-Eisstadions eine wür­dige Kulisse. Die Akademiker kamen nach anfäng­lichem Abtasten durch Thomas Leibrandt, Patrick Czaj­ka, Justin Ludwig und Christopher Scholz zu einer be­ruhigenden 4:0-Führung nach zwei Dritteln. Der Schlussabschnitt sah eine Schlägerei zwischen Jan-Hendrik Seelisch und dem kanadischen Rauhbein MacPhee, welche beide vorzeitig unter die Dusche brachte. Am Sieger änderte dies nichts – die umjubelte Ehrenrunde hatten sich die Weddinger mit einer kon­zentrierten Leistung verdient. Marcel Thome: „Der Sieg geht voll in Ordnung. Es war wie erwartet ein sehr hartes Spiel. Wir haben aber klar dominiert. So ein Sieg vor solch einem großen Publikum hat einfach Spaß gemacht. Danke an alle Eishockeyfans, die zum Spiel gekommen sind.“

Bereits gegen den ECC hatten Vincent Schlenker und Thomas Supis gefehlt, die sich inzwischen Stamm­plätze im verletzungsgeplagten DEL-Kader der Eisbä­ren erspielt hatten. Beide standen höchstens noch sporadisch zur Verfügung. In den Folgewochen rückten auch Henry Haase, Roman Veber, Justin Ludwig und Mar­vin Cüpper wiederholt in den Kader des amtierenden Deutschen Meisters. Eine tolle Bestätigung der Koope­ration, aber zugleich eine erhebliche Schwächung des Weddinger Oberligisten, der in den folgenden Wochen einige unerwartete Punktverluste beklagen musste.

Ende Januar und Anfang Februar wurden vier Spiele gegen die Spitzenteams aus Halle und Leipzig verloren, womit der Anschluss zu den Spitzenplätzen etwas abriss. Besonders bitter war das 5:6 nach Verlängerung im Erika-Heß-Eisstadion gegen die Icefighters, als nach einer 5:0-Führung die Gäste die Gangart verschärften und Vincent Schlenker, Henry Haase und Roman Veber nacheinander verletzt vom Eis mussten. Die junge FASS-Mannschaft geriet aus dem Tritt und musste sich schließlich in der Overtime geschlagen geben.

Das Abschlusswochenende wurde trotzdem noch einmal zum Höhepunkt. Im letzten Derby der Saison wollte der ECC unbedingt mit einem Erfolg die „Rote Laterne“ noch abgeben. Man zeigte viel Drang nach vorne, während FASS seine spielerische Linie vergeblich suchte. Der 0:1-Rückstand nach zwanzig Minuten war für die Akade­miker fast schmeichelhaft. Nach 31 Sekunden im zwei­ten Abschnitt eskalierte das Geschehen: Bei einer Kei­lerei zwischen Christian Leers (ECC) und Christian Gries kugelte sich letzterer die Schulter aus. Leers prügelte aber weiter auf ihn ein, woraufhin andere FASS-Spieler zu Hilfe eilten. Eine Massenschlägerei folgte. Während die Schiedsrichter noch über die Strafen debattierten, verabredeten sich beide Torhüter quer über die Eisfläche zum Showdown, den Christian Krüger als klarer Punktsieger beendete. Als das Spiel endlich fortgesetzt wurde, fehlten den Akademikern neben dem verletzten Christian Gries auch Thomas Supis, Roman Veber (beide Spieldauer-Disziplinarstrafe) und Christian Krüger (Matchstrafe). Doch die verbliebene Rumpftruppe zeigte Charakter. Henry Haase (2) und Maximilian Faber drehten mit ihren Treffern die Partie und stellten damit den Spielverlauf zum Leidwesen des Schlusslichts komplett auf den Kopf.

Trotzdem war es nur noch für den Gegner ein Finale, als es am letzten Spieltag „Go to O₂“ hieß: Nach Spie­len der Eisbären Juniors und der DEL-Mannschaft der Eisbären ging FASS vor 1.463 Zuschauern auf das Eis der großen Arena, konnte aber trotz zweimaliger Füh­rung den Siegeszug der Icefighters Leipzig nicht aufhal­ten. Der „Sieg des Willens“ am Vortag hatte zu viel Kraft gekostet; obendrein fehlten die verletzten und gesperrten Spieler.

Auf der Zielgeraden hatten sich die Icefighters Leipzig noch auf Platz zwei vorgeschoben und zogen mit den Saale Bulls Halle in die Endrunde ein. Dort vertraten bei­de die Liga hervorragend und unterstrichen das gestiegene Niveau der Oberliga Ost.

Pokal

Zur Pokalrunde traf FASS in Gruppe B auf Schönhei­de, Niesky, Regionalliga-Meister ETC Crimmitschau und den ESC 07 Berlin. Trotz der besten Platzierung in der Oberliga galt das Team von Chris Lee als Außen­seiter. Verletzungen (Gries, Seelisch), DEL-Stammplät­ze (Schlenker, Supis) und die anstehenden DNL-Play-Offs (neben dem 94er Jahrgang waren dort auch Haa­se, Faber, Gerstung und Thome eingeplant) ließen ei­nen ausgedünnten Kader erwarten.

Dennoch wurden die Ligakonkurrenten aus Schönheide und Niesky zunächst besiegt. Die Regionalligisten blieben dagegen chancenlos, wie sich auch beim 0:7-Auswärtssieg der Akademiker beim ESC 07 zeigte. Das dezimierte Team wurde dabei von einigen Spielern der 1b-Mannschaft unterstützt, darunter die FASS-Legende Lucien Aicher. Diese Partie war im übrigen der erste Auftritt von FASS in der neuen Eishalle an der Glockenturmstraße, deren Eröffnung sich bis Anfang März hingezogen hatte.

Der Kader schrumpfte aber immer mehr zusammen. Mit 9+1 Spielern unterlag man in Niesky mit 5:3, weil nach der 0:3-Führung nach 20 Minuten die Kräfte schwanden. Gegen den ESC 07 hieß es sogar: „Torschütze war der Spieler mit der Nummer 27 – Christian Krüger“: Kein Blackout des Stadionsprechers, sondern Ergebnis der Personalnot, dass der etatmäßi­ge Goalie im Angriff auflief.

Nachdem auch die Pflichtaufgabe gegen das U22-Team aus Crimmitschau souverän gelöst war, stand das ent­scheidende Gruppenspiel in Schönheide auf dem Pro­gramm. Nicht nur ein Unentschieden nach 60 Minu­ten, sondern selbst eine Niederlage mit einem Tor Un­terschied hätte für FASS den Finaleinzug bedeutet.

Ausgerechnet in dieser entscheidenden Begegnung standen wieder nur neun Feldspieler zur Verfügung, darunter mit Arvid Schwarzbach, Phillip Golz und Dus­tin Hesse drei, die im Laufe der Saison nur wenig Eis­zeit hatten. Dennoch suchte die Mannschaft ihre Chance und ging dank Treffern von Benjamin Hecker und Fabio Patrzek mit einer 2:1-Führung in die erste Pause. Die Wölfe liefen sich immer wieder in der Berli­ner Defensive fest und scheiterten an Christian Krüger, der mit seinen Paraden selbst die Schönheider Fans zu Szenenapplaus zwang. Auch in die zweite Pause gin­gen die Akademiker mit einer Führung, die Patrick Czajka erzielte. Erst im Schlussdrittel wurden die Schritte kürzer und der Druck der Gastgeber über­mächtig. Ein Doppelschlag zum 5:3 in der 51. Minute brachte Schönheide erstmals auf Finalkurs. Nun mobi­lisierten die Berliner die letzten Kräfte, doch auch die Herausnahme des Keepers änderte nichts mehr am unglücklichen Ausscheiden.

Am Ende fehlte zum Finale ein einziges Tor. Schönhei­de hatte im direkten Vergleich der drei punktgleichen Teams die gleiche Tordifferenz, aber gegenüber FASS mehr geschossene Tore. In den Finalspielen setzten die Wölfe noch eins drauf: Sie schlugen über­raschend die Black Dragons Erfurt und schafften so ein erfolgreiches Ende einer über weite Strecken enttäu­schenden Saison.

Trotz des unglücklichen Endes: FASS erlebte nicht nur seine erfolgreichste Saison, sondern eine noch nie dagewesene mediale Aufmerksamkeit. Die Zuschauer­aktionen rund um das Derby im Dezember und das Spiel in der O₂ World, die starke Entwicklung der DEL-Debütanten und das positive sportliche Abschneiden brachten den Akademikern regelmäßige Schlagzeilen in der Berliner Presse und Fernsehberichte auf TVBer­lin. Hinzu kam eine starke Präsenz in den Social Media mit Video-Blogs vor und nach den Spielen (meist mit Des Squire) auf der Homepage und auf Facebook.

Das Team

Mit Jimmy Hertel, Christian Krüger und Marvin Cüpper stand FASS ein starkes Torhüter-Trio zur Verfügung, aus dem sich keine echte "Nummer eins" herauskristallisierte. Die spektakulärsten Auftritte zeigte der erfahrene Krüger, der allerdings sein Temperament nicht immer unter Kontrolle hatte, wie seine 77 Strafminuten belegen.

In der Defensive konnte mit Thomas Leibrandt nur ein erfahrener Akteur aufgeboten werden. Dennoch konnte man auf hohem Niveau mithalten, weil mit Henry Haase, Jonas Gerstung und Maximilian Faber (alle 18) drei hochtalentierte Verteidiger fast die gesamte Saison über zur Verfügung standen. Marcel Thome (18) wurde während der Saison zum Verteidiger umgeschult und ergänzte so den Talentschuppen in der Hintermannschaft. Dazu kamen Jan-Hendrik Seelisch und Arvid Schwarzbach, die mit soliden Leistungen ihren Stammplatz sicherten. Hingegen stand Thomas Supis meist im DEL-Kader der Eisbären und wurde schmerzlich vermisst. Zu sporadischen Einsätzen kamen Nico Ehmann vom DNL-Team der Eisbären Juniors und der reaktivierte Markus Paulick.

Das Prunkstück des Teams war eindeutig der Angriff, der 208 Treffer markierte. Topscorer war erneut Patrick Czajka, der an 83 Toren beteiligt war und gemeinsam mit Kapitän Benjamin Hecker und Fabio Patrzek das Trio der Führungsspieler bildete. An ihrer Seite ragten Justin Ludwig und Christopher Scholz heraus, die alle 40 Saisonspiele bestritten und mit Kampfgeist und Leidenschaft überzeugten. Rick Giermann, Christian Gries und Anders Johnsson hatten ebenfalls Stammplätze sicher, mussten aber verletzungsbedingt zeitweise passen. Phillip Golz stand meist im Kader, kam aber erst in der Pokalrunde zu regelmäßigen Eiszeiten.

Vincent Schlenker zeigte zu Saisonbeginn überragende Leistungen (34 Punkte aus 13 Spielen), was ihm einen festen Platz im Eisbären-Kader einbrachte. Vom Kooperationspartner zählte sonst nur noch Roman Veber fest zum Team, wobei er im Saisonverlauf einige Wochen für die Eispiraten Crimmitschau in der II. Bundesliga auflief. Aus dem 1994er Jahrgang durften Sven Ziegler, Jonas Schlenker, John Koslowski und Christoph Kabitzky ab und zu Oberligaluft schnuppern und ihr Talent zeigen.

Steve Roubicek wechselte kurz nach Saisonbeginn zu FASS 1b. Mit Lucien Aicher, Patrick Balko, Paul Konietzky, Fabian Theil und Marco-Franz Eis kamen weitere 1b-Spieler zu Nominierungen.